Sinnvoll-Wettbewerb: Teilhabe von taubblinden Menschen geht nur mit der richtigen Hilfe

HANNOVER, 22. September 2023. In Deutschland leben etwa 10.000 Menschen mit Taubblindheit. Das ist nur ein Schätzwert und Fachleute sind sich sicher, dass es noch viel mehr Menschen in Förderschulen, Seniorenheimen oder Werkstätten gibt. Dazu kommen deutlich mehr Menschen mit einer Hörsehbehinderung, die starke Einschränkungen in ihrem Seh- und Hörvermögen haben. Jeder Einzelne von ihnen ist auf spezifisch geschultes Fachpersonal und passende Hilfsmittel angewiesen. Nur so lässt sich mit Mitmenschen kommunizieren, der Alltag in den eigenen vier Wände bewältigen, ist ein Einkauf im Supermarkt oder ein Behördengang überhaupt möglich.

Die Frage ist, wie taubblinden und hörsehbehinderten Menschen geholfen und Teilhabe ermöglicht werden kann. Welche Hilfsmittel sind wirklich sinnvoll? Wie kann der betroffene Personenkreis sicher sein, mit den richtigen Hilfsmitteln versorgt zu sein und ein weitestgehend selbstständiges Leben zu führen? Dazu haben wir mit Ali Savas gesprochen, er ist Medizinprodukteberater bei der Firma Help Tech und war als Aussteller auf dem Tag der offenen Tür im Deutschen Taubblindenwerk zu Gast.

Viele Hilfsmittelhersteller haben keine Produkte für Taubblinde

„Ich sehe jeden Tag, wie viele Unternehmen Produkte entwickeln und dabei nicht an Taubblindheit denken“, stellt Ali Savas gleich zu Anfang des Gesprächs fest. „Taubblinde Menschen haben einen großen Bedarf und wir sehen hier ein enormes Potenzial. Es gibt viele taubblinde Menschen, die Hilfe brauchen und nicht wissen, welche Hilfsmittel es überhaupt gibt.“

Suche nach effizienten und schnellen Lösungen

Ali Savas ist selbst von Geburt an vollblind und arbeitet bei dem Medizinproduktehersteller Help Tech. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen den bundesweiten Hilfsmittel-Wettbewerb "Sinnvoll: Wir gehören dazu" gewonnen. „Wir legen großen Wert auf soziales Engagement und Inklusion. Daher tüfteln wir ständig an neuen Ideen, um für blinde und taubblinde Menschen echte Innovationen zu schaffen, die effizient und schnell helfen", erklärt der gelernte Fachinformatiker.

Nach seiner Ausbildung am Kompetenzzentrum der Deutschen Blindenstudienanstalt ist er nach einer Zwischenstation bei der Firma mit Sitz in Horb am Neckar gelandet. Savas ist im Help Tech Beratungszentrum in Hamburg tätig und betreut von dort aus Kunden in Norddeutschland. Zudem übernimmt das Unternehmen die Beantragung von Hilfsmitteln bei Kostenträgern wie der Krankenkasse.

Tabli gehört in jede Behörde und Praxis

Zur Produktpalette von Help Tech zählt auch das Tabli, das im vergangenen Jahr die taubblinden und hörsehbehinderten Expertinnen und Experten im Sinnvoll-Wettbewerb überzeugt hat. Nicht größer als ein Smartphone ermöglicht das Gerät mit einer angeschlossenen Braillezeile Dialog in Echtzeit und gehört aus Sicht der Jury in jede Behörde und Arztpraxis in Deutschland.

„Es gibt so viele Menschen mit Sinneseinschränkungen, die noch nie etwas von Hilfsmitteln gehört haben“, ärgert sich Ali Savas. Dabei gibt es eine große Auswahl an Hilfen, Angeboten und technische Lösungen, die Unterstützung im Alltag bieten. "Deshalb haben wir die Kampagne #WiederLandSehen ins Leben gerufen und bieten vor allem in ländlichen Regionen Beratung, um Betroffenen und Interessierten aufzuzeigen, was möglich ist."

Wettbewerb für sinnvolle Hilfsmittel läuft noch

Noch bis zum 30. September können Unternehmen und Privatpersonen Hilfsmittel beim Wettbewerb „Sinnvoll: Wir gehören dazu“ einreichen. Danach nimmt die Expertenjury aus taubblinden und hörsehbehinderten Menschen die Arbeit. In mehreren Sitzungen werden die Beiträge ausprobiert und der Preisträger ermittelt. Bei der anschließenden Preisverleihung Ende November im Deutschen Taubblindenwerk in Hannover wird auch Schirmherr Jürgen Dusel anwesend sein und den Nominierten für das Engagement persönlich danken.

Ihre Ansprechpartnerin

Anne Prechtel
Fundraising
Telefon: 0511 51 00 8-8612
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