HANNOVER/FISCHBECK, 2. Mai 2022. Das Deutsche Taubblindenwerk hat sich in diesem Jahr am Zukunftstag für Mädchen und Jungen beteiligt. An den Standorten in Hannover und Fischbeck nahmen insgesamt 26 Schüler:innen der Jahrgänge 5 bis 7 daran teil und lernten bei einem abwechslungsreichen Programm viele Bereiche der Einrichtung für Menschen mit Taubblindheit/ Hörsehbehinderung kennen. Am Standort Hannover haben Gina Löprich aus dem Erziehungsdienst und Tina Kellmann aus dem Wohnbereich den Zukunftstag gemeinsam organisiert und mit einem abwechslungsreichen Programm gestaltet. 14 Schüler:innen der Klassen 5 bis 7 starteten um 8.30 Uhr in den Zukunftstag: Zur Einführung wurde ein aktueller TV Beitrag gezeigt, danach lernten die Kinder die verschiedenen Kommunikationsformen kennen.
Vom Lormen, über Brailleschrift bis zur Gebärdensprache – die Zukunftstagskinder waren mit Feuereifer dabei. Dabei erlernten sie im Nullkommanichts Grundzüge der Deutschen Gebärdensprache und des Fingeralphabets. Eine hilfreiche Grundlage, die sie später noch im Gespräch mit den Schüler:innen der Lehrwerkstatt als nützlich erweisen sollte.
Kreativ und lehrreich – so war der Zukunftstag in Hannover
Selbst kreativ werden konnten sie bei einem inklusiven Bastelangebot, die unter Anleitung von zwei Schüler:innen der Lehrwerkstatt mit Hörsehbehinderung stattfand. Die selbstgebastelten Buttons oder Papierkästchen konnten die begeisterten Kinder mit nach Hause nehmen.
Nach einer Stärkung beim gemeinsamen Mittagessen konnten sie die Kinder in die Erfahrungswelt einer taubblinden Person einfühlen. Bei verschiedenen Selbsterfahrungsübungen mit Gehörschutz und Augenbinden wurden verschiedene Alltagssituationen ausprobiert.
So erfuhren die Schüler:innen beim Spazierengehen mit dem Langstock selbst, wie es sich anfühlt, nicht sehend und nicht hörend durchs Leben zu gehen. Voller intensiver Eindrücke konnten die Kinder am Ende eines spannenden Zukunftstags in Hannover wieder nach Hause gehen.
Ein rundum gelungener und lehrreicher Tag, so auch das Fazit von Schüler Flavio (12): „Es war sehr interessant, ich habe viel gelernt, was ich vorher noch nicht wusste. Zum Beispiel kann ich jetzt ein bisschen Gebärdensprache. Es ist hier viel besser, als an meiner richtigen Schule.“Elise (11) ergänzt: „Wir haben jetzt schon so viel gelernt, dass wir uns sogar ein wenig mit den Mädchen aus dem Taubblindenwerk unterhalten konnten.“
Auch das Resümee der Organisatorinnen Gina Löprich und Tina Kellmann fiel positiv aus: „Wir hatten eine Gruppe mit interessierten, wissbegierigen Kindern, die sich nicht scheuten, ihre Fragen an unsere Schüler und Bewohner zu richten. Wir hoffen, dass wir ihnen heute einen guten Einblick in die Welt des Taubblindenwerks geben und sie für unsere Arbeit begeistern konnten.“
Zukunftstag in Fischbeck: Neue Eindrücke und begeisterte Kinder
Am Standort Fischbeck nahmen zwölf Mädchen und Jungen im Alter zwischen 12-15 Jahren am diesjährigen Zukunftstag teil. Alina Habenicht und Lea Helle aus dem Betreuungsdienst übernahmen die Aufgabe, Einblicke in die Einrichtung und die Arbeit mit den taubblinden Menschen zu geben. Die jungen Leute informierten sich bei einem Rundgang über das weitläufige Gelände über Struktur und Gegebenheiten unserer Einrichtung.
Alina Habenicht und Lea Helle stellten die unterschiedlichen Kommunikationsformen wie Gebärden, Spellen, Lormen, Braille, Bezugsobjekte usw. vor, dann folgten schon die ersten Selbsterfahrungsübungen. In diesem Zusammenhang erfuhren die jungen Gäste viel über die Themen Mobilität und Orientierung – sie waren unter Augenbinden bzw. Simulationsbrillen mit und ohne Langstock unterwegs.
Der Fischbecker Film „Unser Dorf“, der den Alltag der Bewohner:innen zeigt, beeindruckte die Schüler:innen sehr. Sie staunten, wie bunt, abwechslungsreich und interessant das Leben für taubblinde Menschen sein kann. Und dass „taubblind“ sowohl bedeuten kann, dass man gar nichts hören und sehen kann – oder auch, dass man vielleicht sehr eingeschränkte Wahrnehmungsfähigkeiten hat, der eine Sinn besser als der andere funktioniert – und je nach Behinderungsbild die Fähigkeiten und Möglichkeiten der Menschen unterschiedlich entwickelt sind.
Die Themen „Basale Stimulation“ und „Rehistorisierende Diagnostik“ waren natürlich ebenso Neuland für die jungen Leute. In der Sporthalle sollte ein Bewegungsparcours unter der Augenbinde bewältigt werden, und verschiedene Untergründe forderten das Gleichgewicht der Beteiligten heraus. Das Spiel mit einem „Glockenball“ machte allen Spaß, aber auch hierbei wurde schnell deutlich, wie viel Konzentration und genaues Hinhören es braucht. Und auf einem Trampolin zu springen, ist unter der Augenbinde alles andere als einfach.
Alle Schüler:innen waren beeindruckt und positiv überrascht, welche Vielfalt es in der Betreuung gibt: „Das hätte ich nie gedacht, was alles möglich ist, wenn man nichts sehen und hören kann!“ „Ich konnte mir nur schwer vorstellen, wie man sich überhaupt orientieren kann!“ „Die Selbsterfahrungen waren total klasse, so bekommt man erstmal einen Eindruck davon, wie es taubblinden Menschen geht.“