„Wir möchten arbeiten“

Die Ergebnisse der Bedarfsanalyse des Projekts „Wege in den Beruf“ zur beruflichen Teilhabe taubblinder und hörsehbehinderter Menschen liegen vor.

In Deutschland gibt es nur wenige Menschen mit Taubblindheit oder Hörsehbehinderung, die berufstätig sind. Ihr Interesse an einer Ausbildung und Beschäftigung auf dem Arbeitsmarkt ist jedoch groß. Bislang fehlen entsprechende Ausbildungs- und Rehabilitationsangebote. Das soll sich mit dem Projekt „Wege in den Beruf“ ändern.

Hannover/Stuttgart/Chemnitz/Berlin, 22. November 2021 – Für die bundesweite Umfrage zur beruflichen Situation taubblinder und hörsehbehinderter Menschen hat das Projekt „Wege in den Beruf“ 450 Schulen, Beratungsstellen und Fördereinrichtungen aus den beiden Fachrichtungen Hören und Sehen angeschrieben und anhand von verschiedenen Kriterien befragt. In der Bedarfsanalyse ging es um den Schulabschluss, die Beschäftigung, Beratung und Ausbildung von Menschen mit Taubblindheit und Hörsehbehinderung.

Die Auswertung ist nun abgeschlossen und zeigt einen hohen Bedarf an Möglichkeiten zur Berufsausbildung sowie Weiterbildungsangeboten. Jährlich ist von 30 Schulabgängerinnen und Schulabgängern mit Taubblindheit/Hörsehbehinderung auszugehen, für die ein Bedarf für eine berufsvorbereitende Maßnahme oder für eine Berufsausbildung besteht. Hinzu kommen 273 Menschen, die sich im vergangen Jahr bei Integrationsfachdiensten meldeten, um sich über berufliche Angebote und Weiterbildungen für taubblinde Menschen zu informieren. Zwar existieren spezifische Rehabilitationsmaßnahmen, Dienstleistungen oder Hilfsmittel für ausschließlich sehbehinderte oder hörbehinderte Menschen. Sie sind jedoch nicht ausreichend anschlussfähig für taubblinde und hörsehbehinderte Menschen.

„Für all diese Menschen gibt es derzeit kaum Aussichten auf dem Arbeitsmarkt“, stellt Melissa Glomb, die Leiterin des Projekts „Wege in den Beruf“, fest. „Die Umfrage bestätigt unsere Annahmen, dass der Bedarf an beruflichen Angeboten hoch ist und unterstreicht die Notwendigkeit zu handeln. Es braucht ein ganzheitliches berufliches Bildungs- und Beratungskonzept für taubblinde und hörsehbehinderte Menschen in Deutschland.“

Im qualitativen Teil der Bedarfsanalyse führten die Mitarbeiterinnen des Projekts Interviews mit taubblinden und hörsehbehinderten Menschen durch. Unabhängig von ihrem Alter, Schulabschluss oder Grad der Behinderung äußerten alle Befragten den Wunsch nach individuellen und wiederkehrenden Bildungsangeboten, nach mehr Aufklärungsarbeit über Taubblindheit sowie psychosoziale Betreuung.

Die ergänzende Auswertung der Fachliteratur und der intensive internationale Austausch, unter anderem mit dem norwegischen Bildungszentrum National Resource Center for Deafblind in Drammen, unterstreichen die Empfehlungen der Projektmitarbeiterinnen: die Einrichtung einer deutschlandweiten beruflichen Reha für taubblinde und hörsehbehinderte Menschen an den Standorten Hannover, Berlin, Chemnitz und Stuttgart wird nun forciert.

Hinter „Wege in den Beruf“ stehen starke Partner

Das Projekt „Wege in den Beruf“ läuft noch bis Mai 2025 und wird durch die Aktion Mensch Stiftung ermöglicht. Die Nikolauspflege, Stiftung für blinde und sehbehinderte Menschen, das SFZ Förderzentrum und das Deutsche Taubblindenwerk möchten in einer einzigartigen Zusammenarbeit und in engem Austausch mit Menschen mit Taubblindheit oder Hörsehbehinderung die bisherigen Berufsbildungsangebote speziell für diesen Personenkreis erweitern.

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Julia Mischke
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