Ein Jahr Modellprojekt „Wege in den Beruf“

Wege in den Beruf

Die Beteiligung taubblinder und hörsehbehinderter Menschen ist Grundvoraussetzung für gute berufliche Bildung

HANNOVER/FISCHBECK, 28. Juni 2021 - In diesen Tagen jährt sich der Start des von Aktion Mensch Stiftung geförderten Modellprojekts „Wege in den Beruf – Aufbau deutschlandweiter beruflicher Bildungsangebote“. Bis 2025 sollen spezifische Lösungen für die Aus- und Weiterbildung von taubblinden und hörsehbehinderten Menschen entwickelt werden. Fundiertes Wissen über die aktuellen Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt ist eine Grundvoraussetzung für die erfolgreiche Teilhabe am Arbeitsleben von Menschen mit einer doppelten Sinnesbehinderung.

„Der Aufbau von deutschlandweiten Bildungsangeboten für taubblinde und hörsehbehinderte Menschen ist eine große Chance – sowohl für die Menschen selbst als auch für den Arbeitsmarkt“, ist Projektleiterin Melissa Glomb überzeugt. So werden auf Grundlage der Erfahrungen und Bedürfnisse der Menschen mit einer doppelten Sinnesbehinderung in dem Projekt pädagogische Konzepte entwickelt.

Dafür hat das Projektteam aus Mitarbeitenden der Nikolauspflege Stuttgart, dem Deutschen Taubblindenwerk in Hannover und dem SFZ Förderzentrum in Chemnitz eine digitale Erzählaufforderung speziell für Menschen mit Taubblindheit und Hörsehbeeinträchtigung entwickelt. Die selbstbetroffenen Menschen können derzeit als Expertinnen und Experten in eigener Sache ihre Erfahrungen im Bereich Beruf und Arbeit als Videobotschaft, Sprachnachricht oder in Textform an die E-Mail-Adresse des Projekts wege-in-den-beruf@nikolauspflege.de schicken.

Melissa Glomb ruft die Menschen mit Hörsehbehinderung oder Taubblindheit auf, sich an der Umfrage zu beteiligen. Denn die Ergebnisse bilden eine wichtige Säule für die inhaltliche Ausrichtung der Bildungsangebote für die Zukunft: „Ihre Erfahrungen auf dem Arbeitsmarkt liefern unserem Team wichtige Erkenntnisse über den aktuellen Stand und darüber, welche Qualifizierungen und Einsatzmöglichkeiten sinnvoll sind.“

Dass der Bedarf an einer adäquaten Aus- und Weiterbildung von Menschen mit doppelten Sinnesbeeinträchtigungen hoch ist, zeigte eine Online-Befragung am Anfang des Jahres. Mehr als 450 Schulen, Vereine, Selbsthilfeverbände, Beratungsstellen und andere Einrichtungen speziell für Menschen mit Sinnesbehinderung wurden kontaktiert. 116 Rückmeldungen sind beim Projektteam bislang eingegangen. Die Auswertung hat bereits begonnen und eine Veröffentlichung der Ergebnisse ist für den Herbst dieses Jahres geplant.

Die Fortbildung von Fach- und Lehrkräften ist eine weitere Säule, um die spezifischen Anforderungen von taubblinden und hörsehbehinderten Menschen zu erkennen und sie auf die zunehmend digital geprägte Arbeitswelt vorzubereiten. So wurde die Basis für ein Fortbildungskonzept erarbeitet, das die Schulung erster Mitarbeitenden der Nikolauspflege ermöglicht.

Zusätzlich zur Auswertung der internationalen Fachliteratur pflegt das Projekt einen engen Austausch mit den Expertinnen und Experten im Weltverband Deafblind International und in Einrichtungen, die bereits mit spezifischen Bildungsangeboten für Menschen mit Taubblindheit oder Hörsehbehinderung arbeiten. Außerdem steht das Team in einem kontinuierlichen Austausch mit selbstbetroffenen Menschen, Projektpartnerinnen und -partnern sowie Fachleuten.

Aktuelle Informationen und Hintergründe zum Projekt finden Sie auf der neuen Website des Projekts www.wege-in-den-beruf-tb.de