“Wege in den Beruf”

Die Aktion Mensch Stiftung fördert seit 1. Juni 2020 ein Modellprojekt für taubblinde und hörsehbehinderte Menschen

STUTTGART/HANNOVER/CHEMNITZ/BERLIN, 07. JULI 2020 - Eine Welt ohne Hören und Sehen können sich die wenigsten vorstellen. Und doch ist sie für einige Menschen ganz normaler Alltag. Seit dreieinhalb Jahren ist Taubblindheit/Hörsehbehinderung (TB/HS) als eigene Behinderung in Deutschland anerkannt. Und noch immer ist es schwer für Menschen mit angeborener oder erworbener TB/HS, auf dem ersten Arbeitsmarkt einen Platz zu finden.

Das soll nun ein international einmaliges, fünfjähriges Modellprojekt ändern. Es heißt „Wege in den Beruf – Aufbau deutschlandweiter beruflicher Bildungsangebote“ und wird von der Aktion Mensch Stiftung mit einer weitreichenden finanziellen Förderung ermöglicht. In diesem Projekt arbeiten kompetente Partnerinnen und Partner eng zusammen.

Bundesweite Kooperation

Im Projektteam finden sich Expertinnen und Experten der Stiftung Nikolauspflege, des Deutschen Taubblindenwerks Hannover und des SFZ Chemnitz. Außerdem wird sich ein Projektbeirat bilden, der in regelmäßigen Treffen zurate gezogen wird. Dieser setzt sich aus Betroffenen und Angehörigen sowie Expertinnen und Experten zusammen. Den neuesten wissenschaftlichen Stand im Bereich TB/HS bringt eine Doktorandin der Pädagogischen Hochschule Heidelberg mit ein. Darüber hinaus begleitet ein externes Institut die gesamten Prozesse und evaluiert sie.

Passgenaue Ausbildungsangebote

Ziel des Modellprojekts ist es, individuelle Aus- und Weiterbildungsangebote in Stuttgart, Hannover, Chemnitz und Berlin für taubblinde und sehbehinderte Menschen zu schaffen. Bisher gibt es das in der gesamten Bundesrepublik noch nicht. Die Folge: Nach der Schulzeit finden Menschen mit TB/HS kaum Alternativen zur Arbeit in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung (WfbM). Doch dort fühlen sich die meisten unterfordert. Sie würden gerne ihr Potenzial besser ausschöpfen – was mit entsprechender Unterstützung problemlos gelänge. Menschen, die als Erwachsene taubblind werden, können derzeit ihre bisherige Tätigkeit häufig nicht weiterführen und werden früh verrentet.

Teilhabe am Arbeitsleben

Diese und mehr Fragen werden die Teams während der Projektphase beschäftigen: Welche Berufssparten können sich für taubblinde/hörsehbehinderte Menschen öffnen? Wie sieht eine individuelle Arbeitsplatz- und Hilfsmittelberatung für Betroffene und Betriebe aus? Wie lässt sich ein Schulungskonzept für Mitarbeitende der beruflichen Maßnahmen optimal gestalten? Wie gelingt wohnortnahe Teilhabe am Arbeitsleben?

Bis zum Ende des Projekts am 31. Mai 2025 sollen berufliche Bildungsangebote für Menschen mit TB/HS geschaffen und eine dauerhafte Finanzierung seitens der Kostenträger erreicht werden. Möglichst früh sollen taubblinde und hörsehbehinderte Menschen in einer „Testphase“ überprüfen, wie sich die erarbeiteten Angebote und Module im Alltag bewähren.

Gerne vermitteln wir Ihnen dazu Interviewpartner mit

  • Roland Flaig, Stuttgart: Mitinitiator des Projekts und Vorstand der Nikolauspflege
  • Melissa Glomb, Hannover: Projektleiterin „Wege in den Beruf“ und Abteilungsleiterin Dienste und Projekte beim Deutschen Taubblindenwerk
  • Dirk Glowka, Chemnitz: Geschäftsführer des SFZ Förderzentrums (SFZ)

Kontakt

Anne Siegmund
Öffentlichkeitsarbeit
E-Mail a.siegmund@taubblindenwerk.de
Telefon 0511 51 00 8-6617