Helen Keller: „Ich bin blind, aber ich sehe; ich bin taub, aber ich höre.“

HANNOVER, 15. Juni 2020 - Am 27. Juni wäre die taubblinde Schriftstellerin Helen Keller 140 Jahre alt geworden. Wie konnte die Amerikanerin Bücher schreiben, zu Vorträgen um die Welt reisen und mit ihrer eindrucksvollen Lebensgeschichte zum Vorbild für blinde und gehörlose Menschen werden?

Als Helen Adams Keller wurde sie am 27. Juni 1880 in Tuscumbia, Alabama (USA) geboren und war die wohl bedeutendste und einflussreichste taubblinde Person. Im Alter von 19 Monaten verlor sie infolge einer Hirnhautentzündung ihr Seh- und Hörvermögen und ihre weitere Entwicklung war mit großen Schwierigkeiten verbunden.

Als Helen Keller sieben Jahre alt war, trat Anne Sullivan vom Perkins Institut für Blinde in ihr Leben. Die Lehrerin schaffte es, einen Zugang zu Helen zu finden und ihre sprachliche Entwicklung nachhaltig positiv zu beeinflussen.

Als ihr unter einer Pumpe im Garten kaltes Wasser über die Hände lief, buchstabierte Anne Sullivan ihr dazu das Wort „Wasser“ mithilfe des Fingeralphabets in die Hand. Wie ein Blitz durchfuhr Helen die Erkenntnis, dass jede Berührung in ihren Händen eine Bedeutung hatte. Das war der entscheidende Durchbruch in ihrer sprachlichen Entwicklung, denn sie lernte, dass jedes Ding einen Namen hat und mit dem Fingeralphabet benannt werden kann. So konnte sie sich trotz ihrer Taubblindheit mit Hilfe der Sprache die Welt erschließen.

Es gelang ihr immer besser, sich mitzuteilen. Sie lernte das Lormen und die Braille-Schrift und konnte Schreibmaschine schreiben. Im Laufe ihres Lebens reiste sie um die ganze Welt und setzte sich für die Förderung von behinderten Menschen und für die Rechte politisch Verfolgter ein. Sie ging an die Universität, erlernte mehrere Fremdsprachen und war die erste taubblinde Frau, die nicht nur einen Abschluss als Bachelor of Arts Abschluss erwarb, sondern auch mehrere Ehrendoktorwürden erhielt.

Helen Keller engagierte sich u.a. in der Blindenkommission von Massachusetts und in anderen Wohltätigkeitsorganisationen. Sie hielt viele Vorträge, verfasste mehrere Bücher über ihr Leben und gab damit vielen Menschen Mut und Hoffnung.

Am 1. Juni 1968 verstarb Helen Keller im Alter von 88 Jahren. Kurz vor ihrem Tod soll sie gesagt haben: „Ich bin blind, aber ich sehe; ich bin taub, aber ich höre.“